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Presse zu Sistas!:
„Emanzipierte Schwestern: Dass es im dramatischen Genre funktionieren kann mit der klug aktualisierenden Kanon-Befragung, zeigt die freie Produktion „Sistas!“, eine „Drei- Schwestern“- Version nach Tschechow vom freien Kollektiv Glossy Pain in der Berliner Volksbühne. Auch hier trifft man auf Protagonistinnen, die sich mit hoher Diskursfitness in der gesellschaftspolitischen Debattenlandschaft verorten ‒ als Akademikerinnen, Künstlerinnen, Schwarze, Frauen, Zehlendorferinnen. Nur werden die Diskurse hier eben nicht auf hölzerne Oberflächen-Statements herunterdividiert, sondern mit Hirn, Witz und hohem Bewusstsein für die fatale Neigung des Individuums zu Widersprüchlichkeiten wirklich ausverhandelt.
Sprich: Der Abend fängt an dem Punkt, mit dem die meisten anderen aufhören, überhaupt erst an. Mit Schwestern, die emanzipiert sind ‒ und sich gegebenenfalls trotzdem eines finanziell stabilisierenden Paarungsverhaltens befleißigen. Die klassismusbewusst leben ‒ und dennoch nicht frei von Ressentiment-Anflügen sind. Und deren (hier noch existierender) Vater gerade als solcher zwar unleugbare Schwächen aufweist, aber alles andere als ein Unsympath ist. Weil hier alle tief in ihre eigenen Verblendungszusammenhänge schauen, ist die Welt bei „Sistas!“ genauso komplex wie bei Tschechow, nur gegenwärtiger ‒ und das Theater ähnlich kompliziert wie das Leben. Mit anderen Worten: ein Bühnen-Glücksfall.“ Christine Wahl, Tagesspiegel, 29.1.2023
„Golda Barton (Text) und das freie Kollektiv Glossy Pain aus Isabelle Redfern, Katharina Stoll (beide Regie) und assoziierten Künstlerinnen veranstalten ein munter-böses Fettnäpfchen- Hüpfen (...) ein böser Pointenparcours gegen moralische Selbstzuschreibungen und kollektive Identitätszumutungen jeder Sorte.“
Theater heute (1/2023)
„Der Abend bannt die Gefahr der identitätspolitischen Selbstbegrenzung, indem er das Kreisen um Fragen schwarzer Identität immer wieder reflektierend aufbricht Die Stärke der Inszenierung ist, dass die tollen Schauspieler:innen den lässigen Konversaitionston des Dramas hervorragend
treffen. Fragen der kulturellen Aneignung, der Wunsch nach Zugehörigkeit, die Suche nach Identität und die Hoffnung auf Gleichberechtigung werden hier so dringlich wie heiter- hintersinnig, fordernd wie frisch formuliert."
SWR2 Aktuelle Kultur, 18.11.2022
"Die Dialoge plätschern so dahin, mit leichter Amplitude zwischen Melodram und Sitcom. Anders als bei Tschechow braucht es für die tranige Resignation, die tunlichst verschluckte Lebensgier keine alten weißen Männer, die ergibt sich aus den organisch eingeflochtenen Diskursschleifen zum Thema struktureller Rassismus, kulturelle Aneignung, Othering, Feminismus, Identitätspolitik und Korrektheitsfallen. Dass man genervt ist von der freudlosen Ziel- und Ausweglosigkeit des sich immer schneller drehenden und immer weiter abhebenden Diskurses, geht schon in Ordnung. Und auch wenn der Humor nicht immer zündet, ist man froh, dass er bemüht wird und man sich eingeladen fühlen darf."
Berliner Zeitung, 18.11.2022
„Die Gespräche drehen sich um die Erfahrungen mit Rassismus, um die Suche nach Identität. Diese Dialoge sind klug, vielschichtig und erfrischend.“
Nachtkritik.de
von Golda Barton
Premiere: 16.11.2022
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
mit Pia Amofa-Antwi | Iman Tekle | Amanda Babaei Vieira |Aloysius Itoka | Diana Marie Müller | Isabelle Redfern | MING | Nikolaus Okonkwo
Regie: Isabelle Redfern & Katharina Stoll | Bühne: Lani Tran-Duc | Kostüme: Martha Lange, Carlotta Schuhmann | Musik: MING
| Choreographie: Ute Pliestermann | Videodokumentation: Kamil Janus | Jackson Ford
Presse: Tom Müller-Heuser
Eine Produktion von GlossyPain
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds
Fotos: Kamil Janus | Greta Markurt