Datscha

Presse zu Datscha:

„Der Nachfolger «Datscha» leiht sich die Überschreibungsfolie bei Gorkis «Sommergästen» aus, einer immergrünen Steilvorlage für wohlstandsmürbe gewordene Bürgerlichkeit, egal ob mit Geld oder ohne.

Sie treffen sich zum Wochenende in einer Datscha im Berliner Umland, heißen Cathrin (Peggy Bachmann), Kelly (Trang Le Hong), Leeta (Diana Marie Müller), Mardja (Isabelle Redfern) und Julia (Sylvana Seddig), haben gerne Medizin oder etwas Kulturwissenschaftliches studiert, kennen sich größtenteils seit 20 Jahren, haben mehr oder weniger oder keine Karriere gemacht, ziehen noch Kinder groß oder bedauern, dass sie keine bekommen haben, leben in unterschiedlich vermurksten Beziehungen und denken mit mindestens jedem zweiten Gedanken ans liebe Geld, für das im günstigsten Fall ihre altwestlichen weißen Partner sorgen.

Das Damenquintett glänzt in allen Diskursfeldern mit hochentwickelten blinden Flecken. Ihre Double Standards lassen nichts aus: frau ist einwandfrei rassismuskritisch, hüpft aber zielsicher in jedes einschlägige Fettnäpfchen; frau ist jedem Sexismus abhold, freut sich jedoch diebisch über Schwanzvergleiche; frau fühlt sich links und hat trotzdem ein Problem mit «massiver Einwanderung»; frau feiert sich als postmigrantische Bildungsaufsteigerin und neidet akademische Klassendistinktionen; frau redet egalitär und denkt elitär; frau will frauenweit zusammenhalten und disst gar nicht mal so unfreiwillig den «Osten»; Schwarze frau hat polnische «Putzfrau», weil bitte keine Schwarze: «Man beutet doch lieber die andere Hautfarbe aus?» Nicht zuletzt: Frau ist cool bis auf die Knochen und verliebt sich wie ein romantischer Backfisch. Weitere Themenfelder: Schulwahl der Kinder, Vermögensbildung, Wohlstandsprostitution, Schönheitsoperationen, Nationalismus, Cancel Culture, you name it. Dabei durchschauen sie sich mit Vorliebe gegenseitig und hauen sich ihre Widersprüche genüsslich um die Ohren.“

Franz Wille, Theater heute 11/24

„Die Bühne ist sehr schön und atmosphärisch aufgeladen. Die Bühnenbildnerin Lani Tran-Duc lässt lange Weidenäste von der Decke der Sophiensäle herabhängen, die die Szene dschungelartig verdichten. Jemand hängt bald schon weiße Papierlaternen daran auf, die abendliches Licht verströmen... Barton und Redfern haben die Geschichte jetzt in eine Gegend irgendwo an einem See im Berliner Umland verlegt. Es sind saturierte Leute aus Berlin, Typus Prenzlauer Berg, könnte man sagen – reich und unzufrieden geworden, einem Leben hinterherhechtend, das von Lifestyle-Magazinen formatiert wurde... Die Anlage der Versuchsanordnung ist interessant, weil sie nämlich kühn aus von Rassismus Betroffenen Leute macht, die selber ausgrenzen, klassistisch und sogar rassistisch denken und handeln – wenn sich etwa die junge Kelly als arrogante Metropolenbewohnerin mit krassen Gesten über die "indigenen" provinziellen Ostler der Gegend des Sommerhauses lustig macht. Oder überhaupt die saturierten Frauen dauernd lamentieren, weil sie trotz ihrer sozialen Absicherung nicht zufrieden sind – im Gegensatz zu Cathrin, die nach der Trennung einen sozialen Absturz erlebte, jetzt mit den Kindern auf dem Campingplatz in der Nähe haust und verzweifelt weiter dazugehören will....“

Esther Slevogt, Nachtkritik

 

„Isabelle Redfern habe das Stück als giftige Gesellschaftskomödie inszeniert.“

Oliver Kranz Radio3 

von Golda Barton

Premiere  25. September 2024

Sophiensäele Berlin

 

mit

Trang Le Hong, Peggy Bachmann | Sylvana Seddig Diana Marie Müller |  Anton Berman | Isabelle Redfern

Regie: Isabelle Redfern |Choreographie: Ute Pliestermann |Künstlerische Mitarbeit: Julia Boxheimer|Musik: Anton Berman

|Bühne: Lani Tran-Duc | Kostüm: You-Jin Seo | Dramaturgie: Jens Hillje|Assistenz: Nikola Čiča | Produktion: Michiko Günther

|Presse: Tom Müller-Heuser

gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

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